Wie das Erdbeben durch die chinesischen Medien geht

TV_China_Erdbeben2Nach dem Erdbeben in China, das ich selbst im 8. Stock erleben „durfte“, war für mich unter anderem eine Frage spannend: Wie reagieren Chinesische Medien auf Desaster dieser Art?

Schließlich handelt es sich um staatlich kontrollierte Medien und man braucht nur nach Taiwan gehen um zu sehen, wie gewaltig der Unterschied in TV & Co ist. Denn kaum ist man dort, merkt man plötzlich wieder, wie langweilig die Fernsehsendungen am Festland meist sind.

Perfekt gesteuert
Auf den ersten Blick bestätigte sich mein Vorurteil. In den ersten Stunden nach dem Beben gab es im Fernsehen gerade einmal Telefonzuschaltungen; Live-Reporter vor Ort waren nicht einmal aus der nahen Millionenstadt Cengdu zu sehen.

Doch dann begann sich die Medienmaschienerie in gewaltigem Tempo zu bewegen. Bilder von wackelnden Überwachungskameras, Augenzeugenberichte, Computer-Landkarten, Infografiken, und und und. Alles was man von Berichterstattungen bei uns im Westen in solchen Fällen ebenfalls gewöhnt ist. Nach einigen Stunden dann doch auch Live-Reporter vor Ort und dann vor allem eines: Rettungskräfte und Militär bei der Arbeit.

Sofort wird die Schlagkraft des straff organisierten Medienapparats deutlich. Die Nachrichten werden von Erfolgsstories der Rettungskräfte dominiert, es wird davon berichtet wie viel tausende Soldaten in das Katastrophengebiet gesendet werden, wie die Obeigkeit entschlossen vorgeht – alles wie bei uns, nur noch pointierter.

Emotional & reißerisch
Noch etwas ist wie im Westen, etwas, das ich gerade in China nicht erwartet hatte: Die Berichterstattung ist in etwa so reißerisch und emotional wie ich es sonst nur aus den USA kenne. Studiosettings mit dramatischen Schriftzügen und Fotomontagen. Abspannfilme, die leidende Menschen aneinanderreihen, mit heroischer Musik untermalt. Und das alles in höchster Profssionalität (qualitätstechnisch, nicht journalistisch ethisch gemeint). Die Klischees verblichener Fernsehbilder, die man oftmals über China im Westen hat, müssen jedenfalls sofort weichen.
Auch Hilfskampagnen laufen sofort und höchst professionell gestaltet an. Nachbar in Not und Licht ins Dunkel lassen grüßen.

Perfekt gesteuert und hoch professionell, so kann man wohl die Reaktion von Chinas Medien auf das verheerende Erdbeben in Sichuan zusammenfassen. Ersteres hat mich wenig überrascht. Zweiteres zeigt, dass China dem Westen schon lange nicht mehr medientechnisch hinterherhinkt.

TV_China_Erdbeben_PyjamaSocial Media
Übrigens: Während Fernsehen und Zeitung hoch professionell und gesteuert die Nachrichten aufbereiten, gibt es in den sozialen Medien vor allem einen Lieblingstrend – Fotos von in Panik aus den Häsern gelaufenen, in Pyjamas oder Unterwäsche gekleideten Mitbürgern auszutauschen.

Hier einige weitere Eindrücke

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    • Danke für deinen Kommentar! Ich finde es sehr wichtig alle Medien, auch die westlichen, kritisch zu begutachten. Allerdings ist das im Westen sehr viel einfacher, weil es eine große Vielfalt an Medien gibt, von öffentlichen bis privaten, die sich auch gegenseitig kritisieren.

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