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iPhone above NokiaUnd 6 Dinge, die wir daraus lernen können.

Heute wird die siebte iPhone Generation vorgestellt. Während Apple zum Smartphone-Giganten aufstieg, ging es mit dem einstigen Handymarktführer Nokia steil bergab. Der vorläufige Schlusspunkt: Microsoft übernimmt das Handygeschäft von Nokia.

Doch hätte die Geschichte auch völlig anders verlaufen können. Apple könnte heute ein unbedeutendes Computerunternehmen sein, das wenn es Glück hat noch ein paar iPods verkauft und seine Computer an eine Minderheiten-Fangemeinde verkauft.

Versetzen wir uns ins Jahr 2007. Wie viele wartete ich damals sehnlichst darauf, dass Apple ein Handy auf den Markt bringen würde. Spekulationen und Gerüchte gab es schon seit Jahren.
Damals wurden gerade Musik-Handys populär. SonyEricsson und Nokia waren dabei MP3 Player – und damit auch den iPod – überflüssig zu machen.

1. Demut
Apple hätte nun überheblich sagen können: Der iPod hat einen solchen Kultstatus, außerdem haben wir das so populäre Ökosystem iTunes, an das die Kunden bereits gewöhnt sind – ein paar Musik-Handys werden uns nie Probleme machen. Jim Collins nennt das in seinem Buch How the Mighty Fall „hubris of success“. Überheblichkeit und falsche Selbstsicherheit, die viele Unternehmen ereilt die besonders erfolgreich sind. Steve Jobs war zwar wohl eher nicht die Demut in Person. Doch er hatte offenbar die Weisheit sich nicht vom Erfolg der iPods blenden zu lassen.

2. Geduld und gesundes Selbstvertrauen
Apple hätte damals auf der anderen Seite in Panik verfallen und ein mittelmäßiges Produkt auf den Markt bringen können. Nicht viel Innovation, sondern einfach auf die Popularität der Marke Apple setzen. Vielleicht hätte das sogar zu kurzfristigem Erfolgt geführt. Doch wäre Apple damit jemals der Gigant geworden, der es heute ist?

Viele Unternehmen lassen sich von diesem kurzfristigen Erfolgsdruck leiten. Doch Apple zeigte Geduld und Gelassenheit, weil sie auf ihren Kern vertrauten und ihm treu blieben: Qualität und Innovation.

3. Qualität
Spätestens seit der Jobs Biographie von Walter Isaacson wissen wir, dass der Apple-Gründer wert darauf legte, dass sogar die Hinterwand eines Schrankes gut gemacht wird. Das Prinzip legte er rigoros auf Apple-Produkte um. Nur ein Produkt, das wirklich höchste Qualität hatte und innen wie außen perfekt war, schaffte es auf den Markt.

Das iPhone konnte also auch nicht einfach eine mickrige Weiterentwicklung von bestehenden Handy-Konzepten sein, mit einem schönen Apfel verziert. Bis heute ist das iPhone eine Qualitätsklasse für sich, auch wenn die Konkurrenz immer näher kommt.

4. Innovation
Aus diesem Qualitätsdenken wurde dann das entscheidende für den Erfolg des iPhones geboren: Ein völlig neues und innovatives Konzept. Steve Jobs stellte das iPhone 2007 so vor: „Heute werden wir euch drei revolutionäre Innovationen vorstellen. Einen neuen iPod. Ein Mobiltelefon. Und ein bahnbrechendes Internetgerät.“ Nach mehrmaligem Wiederholen machte er klar: „Versteht ihr was ich meine? Ich spreche nicht von drei verschiednen Produkten, ich spreche von einem!“

Möglich wurde dies vor allem durch eine zentrale Innovation: Den Touchscreen und dessen Mulitouch-Fähigkeit. Touchscreens waren zu diesem Zeitpunkt zwar nicht mehr etwas absolut neues, doch hatte noch kein Handyhersteller solche auf seinen Geräten eingesetzt. Auch Apple hatte lange mit anderen Eingabemethoden experimentiert. Aus der Isaacson Biographie wissen wir, dass Apple etwa lange versuchte, das berühmte iPod Click-Wheel für das iPhone zu verwenden.

5. Die richtigen Prioritäten
Doch dann traf Jobs die wohl wichtigste strategische Entscheidung überhaupt. Apple war bereits seit einiger Zeit daran, einen Tablet-Computer zu entwickeln – mit Touchscreen. Jobs erkannte, dass dieser Touchscreen die entscheidende Lösung war, um das iPhone zu mehr zu machen als zu einem weiteren Handy mit Musikfunktion.
Also entschied Apple, die Arbeit am Tablet ruhen zu lassen und sich voll auf das iPhone mit Touchscreen zu konzentrieren.

Was wäre passiert, hätte Apple weiterhin am Tablet gearbeitet und hätte ein iPhone mit Click-Wheel oder normaler Tastatur herausgebracht? Immerhin war Apple ein Computerunternehmen. Der Fokus hätte doch auf einem Tablet liegen müssen, oder?

Ich glaube, dass die Welt damit heute völlig anders aussehen würde. Nokia hätte Apple wohl mit Musikfähigen Handys überrollt und Apples Tablet würde nur eine kleine Minderheit interessieren.
Denn es war das iPhone, das den Erfolg für das iPad vorbereitet. Nachdem Millionen Menschen wussten, wie man ein iPhone bedient, war der Sprung zum iPad nur der natürlichste der Welt.

Doch mit der Einführung des ersten echten Smartphones hatte Apple Nokia & Co auf dem falschen Fuß erwischt, obwohl Apple weit länger gebraucht hatte als sich viele erwartet hatten. Die Konkurrenz hatte vermutlich mit einem „iPod mit Telefonfunktion“ gerechnet. Es brauchte für die meisten von ihnen Jahre um an Apple anzuschließen. Für Nokia offenbar zu lange.

6. Mut zum Kannibalisieren der eigenen Produkte
Auch wenn sicherlich noch viele weitere Faktoren dazu beigetragen haben, dass die Geschichte so geschrieben wurde wie sie eben geschrieben wurde, möchte ich noch einen letzten aus meiner Sicht besonders wichtigen Erfolgsfaktor erwähnen: Apple hatte immer den Mut eigene Produkte zu kannibalisieren.

So mancher versteht nicht, warum Apple das Risiko eingeht mit dem iPad die eigenen MacBooks zu bedrohen. Doch gerade am iPhone wird deutlich, dass es besser ist die eigenen Produkte zu verdrängen als darauf zu warten, dass die Konkurrenz das tut.

Heute machen iPods gerade noch einmal rund 2 Prozent von Apples Einnahmen aus. Das iPhone hingegen macht 53 Prozent aus, das iPad 20 Prozent.

Wir sehen also: Hätte Apple nicht zur richtigen Zeit die richtige Innovation gebracht und den Mut gehabt diese auch mit Qualität durchzuziehen – Nokia würde heute vielleicht Apple kaufen anstatt von Microsoft gekauft zu werden.

P.S.: Ich bin gespannt, ob Apple heute oder in naher Zukunft mit der berüchtigten iWatch oder anderen Produkten wieder den gleichen Mut zeigt und das iPhone langfristig obsolet macht.

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