Nun sind wir also da, in Chengdu. Eines haben wir schnell erfahren: Chengdu ist angeblich die wirtschaftlich am schnellsten wachsende Stadt Chinas.
Zu übersehen ist das auch kaum. Überall neue Hochhäuser, die in den Himmel wachsen, kaum eine Straße auf der keine Baustelle ist und ein komplett neuer Flughafen der gerade gebaut wird.
Bisher hat Chengdu nur eine einzige (!) U-Bahn Linie, trotz rund 10 Millionen Einwohnern. Das ändert sich aber gerade ebenfalls rasant, denn es befinden sich vier weitere Linien im Bau, eine davon soll noch dieses Jahr eröffnet werden. Riesige Straßenzüge sind aufgerissen, und das während der Verkehr „ganz normal“ weiterläuft.
Menschenmengen – selbst bei der Wohnungssuche
Unsere Wohnungssuche in dieser schnelllebigen Stadt war daher ein ganz besonderes Erlebnis. Gleich am Tag nach unserer Ankunft zogen wir mit unseren beiden orts-, bzw. sprachkundigen Begleiterinnen los.
Die erste Wohnung entsprach unseren schlimmsten China-Befürchtungen. Fünfter Stock, kein Lift, dreckig, alte Möbel, kaum Isolierung, Küche auf der Terrasse… Wir stellten uns auf sehr bescheidene Verhältnisse ein. Die nächste Wohnung übertraf allerdings alle unsere Erwartungen. Für einen Spottpreis bot sich uns eine 3-Zimmer-Wohnung nach neuesten Standards und tiptop geputzt. Wir waren begeistert und nachdem uns die Maklerin zugesichert hatte, wir könnten ihr auch noch am nächsten Tag Bescheid geben, zogen wir weiter, da wir uns ja auch mit einer kleineren Wohnung zufrieden geben würden.
Am nächsten Vormittag hatten wir einen Termin mit einem weiteren Makler. Genauer gesagt vieren, denn nachdem wir zu viert waren, kam er mit drei Kollegen um uns, hinten auf ihren Motorscootern sitzend, durch den verrückten Chengdu Verkehr zu den Wohnungen zu bringen. Dass unsere langen westlichen Beine noch dran sind, ist eher ein Wunder.
Die Wohnungen waren leider wenig spannend, obwohl in der letzten sage und schreibe 10 Personen anwesend waren: Wir vier, die vier Makler und die zwei Vermieterinnen.
Aber wir hatten unsere Traumwohnung ja schon gefunden. Leider kam dann das böse Erwachen: Die Maklerin hatte die Wohnung trotz Zusicherung, auf uns zu warten, bereits vergeben. Also ging der ganze Spaß, bei 35 Grad durch die Stadt zu hirschen, von vorne los…
Schlussendlich konnten wir eine kleine, aber mehr oder weniger feine Wohnung mit Gästezimmer (!) finden, in die wir in Kürze einziehen werden. Den Belastungstest hat sie jedenfalls schon bestanden: Bei der Besichtigung waren neben uns vieren anwesend: Die Besitzerin, der Opa, die Oma, die Tochter, zwei Freunde der Besitzerin und der Hausbesorger – alles in allem 11 Personen. In China sind eben überall viele Menschen.