Leben

China, the country of contrastsSeit kurzem sind Christiane und ich wie geplant wieder zurück aus China. Das Jahr war extrem spannend und lehrreich. Nicht zuletzt wegen der gewaltigen Gegensätze im „Reich der Mitte“.

Große Armut steht extremem Reichtum gegenüber. Im offiziell kommunistischen Land herrscht der Kapitalismus stärker als im Westen. Tausende Jahre alte Kultur trifft auf modernste Architektur. Während viele Menschen am Land noch leben wie bei uns vor hundert Jahren, wachsen andernorts die Megastädte in den Himmel.

Oft kommt man sich vor, als würde man eine Zeitreise unternehmen, wenn man in eine benachbarte Provinz reist oder einfach nur auf die andere Straßenseite blickt.

Auch der Grad an Religionsfreiheit ist komplett unterschiedlich, je nachdem wo man sich befindet. Während in manchen Provinzen die (offiziell nicht registrierten) Hauskirchen völlig offen aktiv sein können, müssen in anderen Gegenden Christen und Angehörige anderer Religionen Angst haben aufgrund ihres Glaubens in große Schwierigkeiten zu kommen.

Wie könnte ich nun China zusammenfassen? Eben gar nicht. Der Satz „Wer behauptet China zu kennen, der lügt“, stimmt wirklich.

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China_Mobile

Ob bei China Mobile oder China Telecom, das Bild ist meist das gleiche: Nur die hälfte der Schalter ist offen, die restlichen Mitarbeiter haben anderes zu tun.

Zum Abschluss unserer Zeit in China durften wir sie noch einmal so richtig erleben: Die trotz immensem Fortschritt der letzten Jahre noch grausam veralteten Strukturen und Herangehensweisen wenn es um Formalitäten geht.

Wie viele ehemals klassische Staatsbetriebe ist die China Telecom eine der großen Moloche Chinas. Und es sollte mich inzwischen ja nicht mehr überraschen, wenn es kompliziert ist, den Internetanschluss zu kündigen.

Also gehe ich gut vorbereitet, mit Vertrag, Reisepass und einer chinesischen Freundin als Übersetzerin, zum großen China Telecom Shop drei Straßen von unserer Wohnung entfernt.

Wir nehmen ein Ticket – und erhalten die Auskunft, dass wir mindestens zwei Stunden warten müssten. Also fragen wir, ob es nicht noch einen anderen Shop in der Nähe gäbe. Ja, gibt es. Ob wir dort auch Internet abmelden könnten? Ja, sicher.

Also machen wir uns auf den Weg zum nächsten Shop. Dieser ist fast genauso groß, allerdings ist fast nichts los. Wir erklären unser Anliegen und erhalten nach einigem Hin und Her die Antwort: Geht nicht. In diesem Shop kann man sein Internet nicht abmelden.

Gut, zurück zum ersten Shop. Dort kommen wir schließlich dran und setzten uns an einen der vier offnen Schalter. Die junge Mitarbeiterin lächelt uns freundlich an und verkündet: Heute können wir den Vertrag leider nicht kündigen. Denn heute ist der 1. Juli. Und jeden ersten und zweiten Tag im Monat wird das Computersystem gewartet, womit Kündigungen nicht möglich sind.

Wir versuchen es also einige Tage später nocheinmal – diesmal zuerst bei dem kleinen Shop wo wir vor einem Jahr den Vertag eröffnet hatten. Man sollte ja meinen, dass man dort, wo man einen Vertrag begonnen hat, diesen auch beenden kann. Natürlich weit gefehlt.

Also wieder zurück zum großen überfüllten Shop vom letzen Mal. Ticket ziehen. Diesmal die Information: Nur eineinhalb Stunden warten, etwa 35 Leute vor uns. Wir gehen also in der Zwischenzeit mittagessen. Unsere Nummer ist 115 und als wir zurückkommen, ist gerade 98 dran. Allerdings sitzen an zwei der vier Schalter noch Kunden Nummer 85 und 86. Sie sitzen auch noch immer da, als wir einige Zeit später dran kommen. Dass sie damit fast die gesamten eineinhalb Stunden, die wir gewartet hatten, „betreut“ worden waren erweckt in mir Mitleid.

Ich freue mich also unheimlich, als klar wird, dass wir nun tatsächlich den Internetvertrag kündigen können. Die nette Dame tippselt in ihrem Computer und erklärt dann einiges auf Chinesisch. Unsere Freundin übersetzt: Wir können zwar jetzt kündigen, allerdings können wir den Betrag, den wir noch zurückbekommen sollten, erst im Oktober abholen. Dass wir im Oktober nicht mehr in China sind ändert an der Sache nichts. Ein Freund könnte das auch nicht für uns erledigen, denn man müsse mit originalem Pass kommen.

Mir ist zu diesem Zeitpunkt alles egal, ich will nur noch kündigen. Und man kann ohnehin nichts machen, das Geld ist weg. Doch dann kommt es noch lustiger. Wir müssten noch etwas nachzahlen – für den Telefonanschluss. Wir hatten zwar nie ein Festnetztelefon und hatten auch nie einen Telefonanschluss gewollt, aber offenbar war dieser automatisch im Internetpaket inbegriffen, ohne dass uns dies gesagt worden war. Ob man diesen Betrag denn nicht von dem abziehen könne, was uns China Telecom noch schuldet? Nein, das ist leider nicht möglich.

Also zahle ich schlussendlich dem Unternehmen Geld, das mir eigentlich Geld schuldet. Aber ich habe den Internetvertrag gekündigt. Und das ist Erfolgserlebnis genug.

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Blick aus TaxiDiese Woche habe ich mit einem potentiellen Kunden leichtsinniger Weise ein Treffen bei einer Mittelschule am Rand von Chengdu vereinbart.

Dass es ein langer Trip werden würde, dachte ich mir schon. Daher hatte ich auch zuerst überlegt, einfach Mr. Bao zu buchen, einen Fahrer auf den unsere Firma regelmäßig zurück kommt.

Aber dann erwachte mein Abenteuergeist und meine männliche „ich finde meinen Weg schon“ Überzeugung. Also kam ich auf diesen Plan: Ich fahre mit dem Rad bis zur U-Bahn, mit der U-Bahn bis zur Endstation und von dort nehme ich dann ein Taxi, falls ich den Bus nicht finde.

Den richtigen Bus finde ich natürlich wirklich nicht, also nehme ich ein Taxi. Zuerst wirkt es so, als wenn mich der Taxler nicht dorthin mitnehmen will, vielleicht ist es ja zu weit, weil es außerhalb des eigentlichen Chengdu Stadtgebiets liegt. Dann aber verstehe ich, dass er mich doch mitnehmen will, für einen (ziemlich hohen) fixen Betrag natürlich. Aber die Zeit ist bereits knapp, also steige ich ein.

Wir kommen an und irgendwie steigt in mir schon ein komisches Gefühl auf. Die Gegend hat viel zu viele Hochhäuser. So hatte es, als ich das letzte Mal mit meinem Kontaktmann dorthin mitgefahren war, nicht ausgesehen.

Nicht, dass er mir einen falschen Namen gegeben hat, denke ich mir noch. Aber das kann ja nicht sein, er hatte immer genau von dieser Schule gesprochen. Und ganz grob kann ich mich an die Karte erinnern. Es war irgendwo am südlichen Rand von Chengdu, und da sind wir ja.

Das große Schultor, vor dem mich der Taxler aussetzt, sieht allerdings wirklich völlig anders aus als in meiner Erinnerung. Aber vielleicht sind wir ja nur beim Hintereingang.

Ich gehe über den Campus, aber da ist kein Gebäude das so aussieht, wie das, wo ich das letzte Mal war. Ich frage nach, zeige Passanten die SMS mit dem Namen der Schule, und mir wird bestätigt, dass ich hier richtig sei.

Es ist 16:55, ich wäre also genau pünktlich, wenn ich am richtigen Ort wäre. Um 17 Uhr wollten wir uns treffen.

Langsam verfestigt sich in mir allerdings die Befürchtung, zumindest am falschen Campus zu sein. In China haben viele Schulen mehrere Campi, vielleicht ist der andere ja einfach nur ein paar Häuserblöcke weiter.

Ich rufe meinen Kontaktmann an, er solle mir noch einmal den Namen der Schule per SMS senden, damit ich hier fragen kann. Die neue SMS beinhaltet völlig andere chinesische Zeichen als die erste. Und am iPhone in Google Maps eingegeben wird kein Ort gefunden.

Also zeige ich die SMS einem der Wachmänner, der mich an ein vor dem Tor stehendes Tuktuk verweist. Okay, denke ich mir, dann kann es also wohl wirklich nicht weit weg sein. Tukutuk Fahrer bringen einen nämlich üblicherweise nie sehr weit. Ich steige also ein und bin glücklich, dass ich wohl nur ein paar Minuten zu spät sein werde.

Aber weit gefehlt. Der Tuktukfahrer biegt um zwei Ecken und bleibt plötzlich vor einer Bushaltestelle stehen. Er deutet auf den Fahrplan und zeigt mir, ich sollte Bus Nummer 374 nehmen, bis zur Endstation. Das sind allerdings ungefähr 25 Stationen.

Ich bedanke mich freundlich, bezahle ihn und nehme mir ein Taxi. Mit dem Bus, das weiß ich mittlerweile, würde ich bei 25 Stationen wohl ca. 2 Stunden brauchen…

In diesem Moment ruft die Person an, die ich treffen möchte. Sie verspätet sich ein paar Minuten. Das trifft sich gut sage ich, ich mich nämlich auch.

Die Gelegenheit ergreifend bitte ich sie, dem Taxler zu erklären wohin er mich bringen muss. Was nun folgt, sollte mich mittlerweile eigentlich nicht mehr überraschen. Gefühlte 10 Minuten diskutieren die beiden, wohin die Reise denn gehen soll und was sie kostet. Er will mich wahrscheinlich nicht fahren.

Dann aber reicht er mir das Telefon durchs Gitter auf den Rücksitz zurück und mein potentieller Kunde erklärt mir, es sei ziemlich weit, der Taxler würde mich aber für 100 Yuan hin bringen.

Was für österreichische Taxiverhältnisse ein Pappenstiel ist (100 Yuan sind ca. 13 Euro), ist für China eine der teuersten Taxifahrten meines Lebens. Und auch eine der längsten. Inzwischen habe ich nämlich die richtige Schule doch auf Google Maps gefunden. Es sind rund 30 Kilometer.

Kurz vor 18 Uhr komme ich also endlich bei der richtigen Schule an. Wir haben ein gutes Meeting, essen noch zusammen in einer Nudelbude und dann geht es nach rund einer Stunde wieder in ein Taxi.

Wieder wenig überraschend ist mehr als kompliziert dem Taxler verständlich zu machen, dass ich zum Sichuan Gymnasium (ein bekanntes Stadion in der Stadt) möchte, wo ich mein Rad abgestellt habe. Ich deute auf Google Maps herum, zeige ihm den chinesischen Namen. Taxler in Chengdu scheinen allerdings mit Karten, selbst wenn sie auf chinesisch sind, auf Kriegsfuß zu stehen. Nach einigen Minuten Erklärung und Preisverhandlungen kann ich schlussendlich einsteigen und es geht zurück.

Als ich mein Rad sehe, bin ich mehr als erleichtert. Dass, als ich in unserem Wohnkomplex ankomme, der Lift wieder nicht funktioniert, kann mich im Moment auch nicht mehr aufregen. Ich bin einfach nur froh nach rund viereinhalb Stunden wieder zu Hause zu sein. Vielleicht frage ich doch das nächste Mal wieder Mr. Bao.

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Chinesische Schüler in Reih und GliedMich haben ja einige vorgewarnt. „In China muss man echt flexibel sein!“ Dass das für mich als Westeuropäer mit norddeutschen Wurzeln, der Ordnung und Verlässlichkeit liebt, ein gutes Lerntraining sein würde, war mir klar.

Ungefähr. Die Chinesen haben ein wunderbares Wort: Cha bu duo – „Ungefähr“. Ungefähr ist in China nämlich ungefähr alles. Egal ob auf Zeit oder Raum bezogen. Man trifft sich um 14 Uhr. Ungefähr. Das Bild hängt gerade. Ungefähr.

Dabei ist es unglaublich bewundernswert, wie schnell manche Dinge erledigt werden. Das Schloss unserer Wohnungstür zum Beispiel war nach dem Einzug schneller ausgetauscht, als bei uns in Österreich wohl der Anruf beim Schlosser dauern würde.

Badminton. Ein besonders lustiges Erlebnis zum Thema zeitliche Flexibilität hatten wir gerade letzte Woche:

Wir haben eine chinesische Freundin namens Betty (junge Chinesen haben fast alle auch einen englischen Namen). Christiane hatte mit Betty ausgemacht, am Mittwoch Mittagessen zu gehen. Im letzten Moment sagt Betty ab. Das Gleiche am Donnerstag. Gut, also kein Mittagessen. Stattdessen machen sich die beiden aus, am Samstag am Uni Campus Badminton spielen zu gehen.

In der Früh ruft Betty an, dass sie vielleicht nicht kann und sich noch einmal später meldet. Zu Mittag ruft sie an, es geht um 14:30 Uhr. Um 14 Uhr ruft sie an, wo Christiane denn sei. Sie kann entweder gleich, oder doch gar nicht. Vielleicht kann sie aber doch warten, sie weiß es noch nicht.

Weil wir zu viert spielen wollten, hatten wir zuvor auch Levi, einen anderen chinesischen Freund gefragt, ob er Zeit hat. Er hatte selbst zwar keine Zeit, zwei seiner Freunde wollten aber mit uns spielen. Ich solle sie kurz bevor wir losgehen noch einmal anrufen.

Das tue ich, doch plötzlich ist nicht mehr klar, ob sie nun wirklich können. Dann geht es aber doch. Also gehen wir zum Uni Campus. Betty ist nicht mehr da. Nach kurzer Zeit kommen dafür drei der zwei Freunde von Levi…

Und dann steht auf einmal noch ein wildfremdes Mädchen vor uns und fragt, ob sie mit uns spielen kann. Sie selbst hat keinen Schläger. Wir könnten uns ja aber abwechseln, schlägt sie vor.

Auch ohne Badmintonnetz (denn die richtigen Plätze waren wie fast immer alle voll) haben wir einen riesigen Spaß. Das imaginäre Netz wird einfach „cha bu duo“ festgelegt, der Gewinner wird von dem bestimmt, der gerade am pausieren ist.

Disziplin. Wie diese Flexibilität mit der gewaltigen Disziplin zusammen passt, die Chinesen oft an den Tag legen, ist uns weiterhin ein Rätsel. Die bekannten Bilder von China, mit Schülern beim Morgensport in Reih und Glied oder aufgereihten Restaurantmitarbeitern am Gehsteig sind nämlich keine falschen Klischees, sondern sehen wir täglich.

Doch das ist eben der Reiz an China: Widersprüche existieren nebeneinander, ohne dass man sie je verstehen wird. Man muss lernen, flexibel mit der Flexibilität umzugehen. Einfach „cha bu duo“.

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Wir sind zurück. Nicht in Österreich, sondern in Chengdu. Eine Woche lang waren wir im abgelegenen Bergland Westchinas, wo wir mit einer Freundin deren Familie besucht haben.

Zuerst eine Stunde Flug in die Nachbarprovinz. Das ist natürlich noch nichts besonders. Doch dann: Vier Stunden mit dem Bus über steilste Bergstraßen, davon die erste Stunde über eine „Baustelle“. Während die neue Schnellstraße gebaut wird, läuft der Verkehr über halbmetertiefe Schlaglöcher und Matsch einfach weiter.

Wenn man endlich den Asphalt erreicht, warnen einen dort zahlreiche Schilder vor Steinschlag. Doch, anders als in Österreich, herrscht hier wirklich Steinschlaggefahr – die zahllosen Felsbrocken auf der Straße, meist ganz frisch, überzeugen einen davon sehr schnell. Geschichten von unserer Freundin, die dort nach Steinschlag einmal „einen Mann mit seinem Gehirn daneben“ gesehen hat, machen einen nicht gerade ruhiger.

Doch bisher war es noch harmlos. Oben in einer Bergstadt angekommen, übernachten wir einmal. Am nächsten Morgen kaufen wir am Markt Nahrungsmittel für die Familie unserer Freundin ein. Obst, Gemüse und ein lebendiges Huhn. In einem völlig untermotorisierten „Brot-Auto“ (die kleinen allgegenwärtigen Minivans, die aussehen wir ein Laib Brot) geht es nun hinauf in das Dorf unserer Freundin. Mehr als drei Stunden fahren wir über Stock und Stein. Wörtlich. Solche Straßen kennen wir sonst nicht einmal aus Griechenland. Die Fahrt hat alles was dazu gehört, inklusive Reifenplatzer und im Matsch stecken bleiben.

Die Straße existiert erst 3 Jahre. Davor konnte man nur durch einen acht Stunden Fußmarsch in das Dorf gelangen. Strom hat das Dorf seit genau einem Jahr, ebenso wie eine Handyverbindung.

Das Dorf hat seit einem Jahr Strom.

Wir kommen oben an, das Dorf liegt auf 3.300 Meter Seehöhe in einer herrlichen Berglandschaft. Es ist das dritte Mal in ihrem Leben, dass die Menschen hier oben Westler sehen. Sie sind Selbstversorger und kommen praktisch nie hinunter in die Stadt. Ohne Geld und Auto geht das auch kaum.

Die Familie unserer Freundin lebt, wie die etwa 70 anderen Dorfbewohner auch, von Buchweizen und Kartoffeln. Das Haus ist aus Lehm bzw. Holz und besteht aus drei Räumen. In der Mitte ist die Feuerstelle, auf der Seite die Schlafräume, die zugleich auch Lagerraum für die Kartoffelernte sind.

Fensterscheiben gibt es keine, auch wenn im Winter bis zu einem Meter Schnee liegen kann. Bis auf den Vater spricht hier niemand Mandarin. Die kleine Schwester unserer Freundin ging nur 2 Jahre zur Schule und lebt jetzt mit ihrem Cousin verheiratet in einem anderen Dorf.

Für das Mittagessen wird das bis dahin noch fröhliche Huhn, das wir mitgebracht haben, zerstückelt und (wörtlich) mit Kopf und Fuß in den Topf gesteckt. Die Eltern wollen, dass unsere Freundin kocht, denn sie haben Angst, dass wir Westler ihr Essen nicht mögen. Das Statusdenken ist hier noch extrem ausgeprägt. Die Großeltern mütterlicherseits waren noch Sklaven, die Familie wird von den anderen Dorfbewohnern daher bis heute als „untere Klasse“ betrachtet. Dass „wir Weiße“ die Familie besuchen, bringt der Familie Achtung in der Dorfgemeinschaft. Erschreckend, so etwas zu erleben.

Schlafzimmer und Kartoffellager in einem.

Es ist ein bewegendes Erlebnis, unsere Freundin bei ihr daheim in den Bergen zu erleben. Sie, die sonst am Computer schreibt und uns beim Handykauf geholfen hat, sitzt jetzt hier am Lehmboden und kocht über dem offenen Feuer. Und es bringt einem zum Nachdenken, mit wie wenig die Menschen hier oben zurecht kommen.

Zurück in Chengdu macht uns die Erfahrung wieder einmal deutlich, wie gewaltig die Gegensätze in China derzeit sind. Unsere Freundin bringt es auf den Punkt: „Es fühlt sich an wie in einem anderen Land, richtig?“

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Baustelle für U-BahnBaustellen HochhäuserNun sind wir also da, in Chengdu. Eines haben wir schnell erfahren: Chengdu ist angeblich die wirtschaftlich am schnellsten wachsende Stadt Chinas.

Zu übersehen ist das auch kaum. Überall neue Hochhäuser, die in den Himmel wachsen, kaum eine Straße auf der keine Baustelle ist und ein komplett neuer Flughafen der gerade gebaut wird.

Bisher hat Chengdu nur eine einzige (!) U-Bahn Linie, trotz rund 10 Millionen Einwohnern. Das ändert sich aber gerade ebenfalls rasant, denn es befinden sich vier weitere Linien im Bau, eine davon soll noch dieses Jahr eröffnet werden. Riesige Straßenzüge sind aufgerissen, und das während der Verkehr „ganz normal“ weiterläuft.

Menschenmengen – selbst bei der Wohnungssuche

Unsere Wohnungssuche in dieser schnelllebigen Stadt war daher ein ganz besonderes Erlebnis. Gleich am Tag nach unserer Ankunft zogen wir mit unseren beiden orts-, bzw. sprachkundigen Begleiterinnen los.

Die erste Wohnung entsprach unseren schlimmsten China-Befürchtungen. Fünfter Stock, kein Lift, dreckig, alte Möbel, kaum Isolierung, Küche auf der Terrasse… Wir stellten uns auf sehr bescheidene Verhältnisse ein. Die nächste Wohnung übertraf allerdings alle unsere Erwartungen. Für einen Spottpreis bot sich uns eine 3-Zimmer-Wohnung nach neuesten Standards und tiptop geputzt. Wir waren begeistert und nachdem uns die Maklerin zugesichert hatte, wir könnten ihr auch noch am nächsten Tag Bescheid geben, zogen wir weiter, da wir uns ja auch mit einer kleineren Wohnung zufrieden geben würden.

Am nächsten Vormittag hatten wir einen Termin mit einem weiteren Makler. Genauer gesagt vieren, denn nachdem wir zu viert waren, kam er mit drei Kollegen um uns, hinten auf ihren Motorscootern sitzend, durch den verrückten Chengdu Verkehr zu den Wohnungen zu bringen. Dass unsere langen westlichen Beine noch dran sind, ist eher ein Wunder.

Die Wohnungen waren leider wenig spannend, obwohl in der letzten sage und schreibe 10 Personen anwesend waren: Wir vier, die vier Makler und die zwei Vermieterinnen.

Aber wir hatten unsere Traumwohnung ja schon gefunden. Leider kam dann das böse Erwachen: Die Maklerin hatte die Wohnung trotz Zusicherung, auf uns zu warten, bereits vergeben. Also ging der ganze Spaß, bei 35 Grad durch die Stadt zu hirschen, von vorne los…

Schlussendlich konnten wir eine kleine, aber mehr oder weniger feine Wohnung mit Gästezimmer (!) finden, in die wir in Kürze einziehen werden. Den Belastungstest hat sie jedenfalls schon bestanden: Bei der Besichtigung waren neben uns vieren anwesend: Die Besitzerin, der Opa, die Oma, die Tochter, zwei Freunde der Besitzerin und der Hausbesorger – alles in allem 11 Personen. In China sind eben überall viele Menschen.

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Gut, wir sind wohl nicht die ersten Menschen aus Europa, die China besuchen. Trotzdem hier mal die für uns „beeindruckenden Eindrücke“, die wir in den ersten Tagen in Peking gesammelt haben, von Christiane und mir niedergeschrieben:

1. Alles ist groß. Wirklich GROSS.

Wir sind ja amerikanische Maßstäbe gewöhnt. Aber die Distanzen, Häuserburgen und Straßen haben hier wirklich unglaubliche Ausmaße. Sogar die Fahrradwege (die man sich mit den Bussen teilt) sind überdimensional.

2. Der Verkehr ist ärger als aus den Erzählungen

Zu diesem Thema werden wir sicher später mal ausführlicher schreiben. Vorerst nur so viel: Es ist noch verrückter als wir uns das erwartet hatten. Vorrang hat prinzipiell der, der schneller und größer ist.
Als Radfahrer und Fußgänger hat man nur in der Masse eine Chance. Trotzdem haben wir es gleich gewagt und für umgerechnet ca 1,3 Euro einen Tag Fahrräder gemietet. Hat echt Spaß gemacht! Und wir haben festgestellt, in diesem so ungeregelten Verkehr passieren offenbar weniger Unfälle als auf unseren europäischen überregulierten Straßen.

3. Nicht die Frauen gehen bauchfrei, sondern die Männer.

Zuerst ein Wort zu den Frauen: Die Mode scheint eher nach amerikanischen Maßstäben zu sein, nach dem Motto unten kurz und oben weit, das heißt zumindest bei den Jüngeren. Sehr kurze Hosen oder Röcke werden oft kombiniert mit einem etwas weiteren Oberteil, meist sogar mit Ärmeln, obwohl man vor Hitze fast vergeht… Die älteren Frauen tragen öfter lange Röcke oder auch Stoffhosen. Das Interessanteste ist: Viele der Damen lustwandeln mit Schirmen. Was auf den ersten Blick nach Schutz vor einem plötzlichen Gewitter ausschaut, entpuppt sich bald als ein praktischer Sonnenschutz. Werde ich (Christiane) mir wohl auch bald zulegen… Dieser wird übrigens auch getragen wenn die Sonne aufgrund des Smogs kaum sichtbar ist. Eine zusätzliche „Hilfe“ gegen die erdrückende Hitze ist der klassische Fächer, den man ja aus den Chinarestaurants kennt.

Was für uns jedoch echt zum Schreien aussieht, ist Folgendes: Nicht die Damen spazieren hier bauchfrei über die Plätze, sondern die Männer! Dazu knüpfen sie sich das T-Shirt oft oberhalb des (Bier)bauches (bei Beleibteren funktioniert es anscheinend noch besser) zusammen um etwas mehr Luft zu bekommen. Diesen Trend wird Johannes wohl nicht übernehmen.

4. Die Gastfreundschaft ist großartig

Spontan haben wir einen Freund von Christianes Bruder getroffen. Dieser hat uns dann gleich in das noble Restaurant (siehe Foto rechts) von einem Freund seiner Mutter eingeladen. Mit gefühlten 27 Gängen.

5. Wir sind die Attraktion

Wie wir schon vorgewarnt wurden: Gleich am ersten Tag haben uns mehrere Chinesen angesprochen, weil sie Fotos gemeinsam mit uns machen wollten. Wir sind überrascht, wie sehr die Westler selbst in Peking, wo ja viele Touristen sind, untergehen. Die meisten Touristen hier sind selbst aus China. Wir sind gespannt, wie das dann wohl im Landesinneren wird…

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Chengdu BrückeNun ist es also soweit. Meine Frau und ich gehen, auf gut Österreichisch gesagt, „ein Zeitl nach China“.

Hier auf meinem Blog, auf dem ich sonst allgemein zu Kommunikation und Leadership schreibe, möchten wir ab August über unsere Erlebnisse in China berichten.

Von skurrilen Alltagserlebnissen und herausforderndem Essen, bis zu Kommunikation und Leadership in einem Land der Schamkultur. Wir freuen uns auf die Zeit im „Reich der Mitte“ und sind schon gespannt, was wir zu berichten haben werden!

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Libyen KroneDie letzten Wochen waren erschütternd, im wahrsten Sinne des Wortes. Zuerst Libyen, dann Japan, einfach schockierend, jedes Ereignis auf seine Weise. Doch noch etwas anderes hat mich schockiert. Der erneute, aber diesmal besonders deutliche Beweis, dass wir Menschen und unsere Medien offenbar nur mit einer Katastrophe auf einmal umgehen können.

Die wohl einzige Person auf dieser Welt, die sich über das Beben in Japan gefreut hat, heißt Gaddafi. Denn mit einem Schlag war die Aufmerksamkeit, die zuvor fast ausschließlich auf ihm gelegen hatte, abgelenkt. Und zwar Kronenzeitung Japanvollkommen. Es war so, als ob es die Krise in Nordafrika nie gegeben hätte. So tragisch die Ereignisse in Japan auch waren und so verständlich es ist, dass im ersten Moment der „Breaking News“ alle Augen auf den Fernen Osten gerichtet wurden, so erschreckend war es doch zu sehen, dass noch tagelang oft nicht einmal eine Erwähnung der Libyen-Krise in den Nachrichten zu verzeichnen war. Der ORF versuchte sich vielleicht das eine oder andere mal mit einer beinahe entschuldigenden Meldung à la „achja, und in Libyen rücken Gaddafis Truppen weiter vor“ zu retten, doch wirklich tragisch schienen die Ereignisse in Nordafrika nicht zu sein.

Erst mit der UNO-Resolution kam wieder Leben in die Medienberichterstattung rund um das Drama am Mittelmeer. Nur Stunden später, und die Rebellen wären wohl von Gaddafis Armee dahingemetzelt worden. Doch was passierte dann? Plötzlich schien in Japan wieder alles so halbwegs ok zu sein. Super-Gau hin oder her, man hatte sich offenbar daran gewöhnt, nun ging es wieder in Nordafrika zur Sache.

Das Ganze ist ein Paradebeispiel für die berühmte Frage „Wieso passiert immer so viel, wie in die Zeitung reinpasst?“ Traurig, dass wir kein bisschen Multitasking-fähig sind. Und gut, dass offenbar nie drei Mega-Krisen auf einmal passieren, oder?

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So, nun ist es mir so wie vielen Bloggern ergangen, ich habe meine erste lange Blog Pause hinter mir. Aber keine Angst, das vorletzte „Zurück aus dem Social Media Land“ Posting meinte nicht, dass ich nun aus der Social Media Welt verschwunden bin. Ganz im Gegenteil. Ich arbeite nun in einer Social Media Agentur, genau gesagt bei vi knallgrau in Wien.

Doch die ganze Umstellung von Amerika auf Österreich war etwas turbulent. Denn neben dem neuen Job mussten wir erst einmal eine neue Wohnung finden, wobei wir dann leider an mutmaßliche Betrüger gerieten. Die hatten es wohl auf unsere Kaution abgesehen. Leider kamen wir da erst drauf als wir schon mit den Umzugskartons vor der Tür standen, zum Glück jedoch hatten wir noch kein Geld überwiesen, so dass wir zumindest keinen finanziellen Schaden erlitten. Inzwischen haben wir nun eine Wohnung gefunden und setteln uns so langsam. Und ich komme endlich wieder dazu hier etwas zu schreiben 🙂

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