Unsere 8 Schätze – Einblicke in die Küche Westchinas

Pilze

Viele von euch wissen ja, dass eine meiner größten Sorgen vor einem Leben in China das Essen war. Schließlich hatte in meiner Kindheit das Chinarestaurant gegenüber meinem Elternhaus eine gewisse Chinesisch-Essen-Phobie ausgelöst.

Doch gleich vorweg: Meine Ängste wurden (zum größten Teil) nicht bestätigt. Das liegt vor allem an zwei Faktoren: Erstens sind wir in Chengdu, in der Provinz Sichuan in Westchina, gelandet. Hier ist der Grundgeschmack nicht süß-sauer, sondern scharf.

Gong Bao Ji Ding

Unser absolutes Lieblingsessen: Gong Bao Ji Ding

Zweitens hat sich wieder einmal die Erkenntnis bestätigt, dass das Essen im Ursprungsland einfach weitaus besser schmeckt, als das jemals in einem anderen Land möglich ist. Pizza schmeckt eben auch in Italien am besten.

Die Küche hier in Sichuan ist wie gesagt vor allem eines: Scharf. Sehr, sehr scharf. Wann auch immer wir in ein Restaurant gehen, bestellen wir „bu la de“ – nicht scharf. Wenn wir dann trotzdem aus allen Poren schwitzen und in Verzweiflung nach dem Teeglas greifen, lächeln die Restaurantbesitzer nur milde. Für „Sichuan Ren“ (die Einwohner von Sichuan) ist das, was wir westliche Weicheier als Feuer empfinden, eben mild.

Jie Zi - die Melanzani mit (angeblichem) Fischgeschmack

Jie Zi – die Melanzani mit (angeblichem) Fischgeschmack

Geht man in den Supermarkt, kann man übrigens zwischen gefühlten 27 Pfeffersorten auswählen, darunter auch die Lieblingsart der lokalen Chinesen: „Numbing Pepper“. Den Namen trägt er übrigens zu Recht.

Die Küche Sichuans ist übrigens eine der vier kulinarischen Hauptzonen Chinas. Die anderen drei Regionen sind die Pekinger Küche (mit ihrer berühmten Peking-Ente), die Shanghai Küche (die stärker unseren europäischen China-Restaurants entspricht) und Kantonesisch (der Süden rund um Hongkong).

Schnitzel-Suppe

Eine Art Schnitzel in Suppe mit Spiegelei. Wie man das mit Stäbchen essen soll, ist mir ein Rätsel.

Geht man ins Restaurant (was man hier oft tut, da es nur einen Bruchteil von daheim kostet) ist es gut, ein paar Lieblingsspeisen aussprechen zu können. Denn viele Speisekarten haben nur chinesische Schriftzeichen und selbst wenn Bilder zu sehen sind, ist nicht immer leicht zu erkennen um welche Speise es sich wirklich handelt.

Unsere 8 Lieblingsspeisen

Tu Dou Si

Die „Pommes“ Chinas: Tu Dou Si.

Zu unseren Lieblingsspeisen sind daher unter anderem diese geworden:

1. Gong Bao Ji Ding: Unser absolutes Lieblingsgericht. Kleine Hühnerfleisch-Stückchen, mit Erdnüssen, Frühlingszwiebeln und einer äußerst leckeren rot-braunen Sauce. Achtung nur vor den roten Schoten!

2. Qing Cai: Bestellt man Qing Cai, bekommt man immer ein bisschen etwas anderes, denn übersetzt heißt es schlicht „Grünes Gemüse“. Bis jetzt war jedes einzelne Gericht sehr zu empfehlen.

3. Tu Dou Si: Man könnte sie fast die Pommes Chinas nennen. Doch damit würde man ihnen Unrecht tun, denn die hauchdünn geschnittenen Kartoffelstreifen schmecken viel, viel besser.

Bao Zi

Bao Zi, die typischen Dampfknödel mit Füllung. Im Hintergrund der obligatorische Reis.

4. Qing Jiao Niu Rou Pian: Rindfleisch-Stückchen mit grüner Paprika. Für chinesische grüne Paprika ist die in diesem Gericht vorhandene glücklicherweise nicht besonders scharf und so kann man sie getrost essen.

5. Yu Xiang Qie Zi: Dabei handelt es sich um in Streifen geschnittene Melanzani, in einer Sauce mit (angeblich) Fischgeschmack. Angeblich sage ich deshalb, weil ich eigentlich keinen Fisch mag, den Geschmack dieser Sauce aber trotzdem liebe.

6. Bian Dou: Gebratene grüne Bohnen mit etwas, das wir noch immer nicht identifizieren konnten. Egal, es schmeckt lecker!

7. Bao Zi: Die berühmten Teigknödel mit Fleischfüllung bekommt man an jeder Ecke.

Restaurant in China

Ein typisches Restaurant in China. Man sitzt um große runde Tische mit Drehplatte.

8. Jiao Zi: Nicht mit Bao Zi zu verwechseln, sind das die aus dem Nordosten stammenden kleinen Teigtaschen, die man meist in Suppe ist. Ein bisschen erinnern sie an deutsche Maultaschen.

Eigenheiten der chinesischen Esskultur

Gegessen wird wenn möglich immer in der Gruppe. Das heißt, es werden viele verschiedene Speisen bestellt, dazu natürlich Reis, und dann greift jeder mit den Stäbchen in der Mitte zu. Je mehr Leute in der Gesellschaft, desto besser, denn so kann man umso mehr verschiedene Speisen bestellen und ausprobieren.

Je größer die Gesellschaft, desto mehr Speisen kann man ausprobieren.

Je größer die Gesellschaft, desto mehr Speisen kann man ausprobieren.

Gemüse wird nie roh gegessen, sondern immer gekocht bzw. gebraten. Durch die Düngepraktiken in China wäre es viel zu gefährlich rohes Gemüse zu essen.

Fleisch wird grundsätzlich mit Knochen und Fett serviert. Es gilt daher herauszufinden, welche der Fleischspeisen auch wirklich hauptsächlich Fleisch enthalten.

Leere Teller

Das Schlachtfeld danach.

Obwohl viele Speisen nach unserem Empfinden mit sehr viel Öl und Fett zubereitet werden, sind Chinesen um Welten dünner als der durchschnittliche Europäer. Wie das funktioniert ist uns immer noch nicht klar. Wobei das auf mich ohnehin nicht zutrifft. Denn nach einem anfänglichen Gewichtsabfall habe ich nun ausnahmsweise einmal ein paar Kilo zugenommen.

P.S.: Das hier mussten wir übrigens nie in China essen!

frosch1

0 Comments, RSS

  1. Gloria

    HI ihr zwei!!! Alex und ich lieben auch Bao zi und Jiao zi! Wenn ihr uns mal in vorarlberg besuchen kommt muss ich die mama fragen, ob sie sie für uns kocht!!! 🙂

  2. Hi Joh. Freut mich, dass du dich nicht das ganze Jahr nur von Reis ernähren musstest. Und dass ihr das Essen wirklich geniessen konntet. Es schaut echt lecker aus!! Alex

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