10 Tipps: So wird eine Vision durch Kommunikation erst erfolgreich

Max rollt die Augen. Nicht schon wieder. Das hatte er schon bei seinem letzten Arbeitgeber. Eine neue Unternehmens-Vision soll entwickelt werden. Aber er weiß jetzt schon: So schön und gut diese sein wird, sie wird keinerlei Auswirkung auf das Unternehmen haben. Seine Chefs sollen ihn mit diesem Visions-Gequatsche in Ruhe lassen, er hat Wichtigeres zu tun. 

Max ist keine Ausnahme. So denken leider viele Mitarbeiter. Und oft zu Recht. Denn neben einer schlecht entwickelten Vision gibt es noch einen zweiten entscheidenden Grund, warum eine Vision oft wirkungslos bleibt: Sie wird nicht (richtig) kommuniziert.  

Schritt 1 ist also, eine wirkungsvolle Vision zu entwickeln. Hier habe ich dazu meine Definition vorgestellt und hier hilfreiche Beispiele dazu gesammelt.

Schritt 2 ist aber genauso entscheidend: Die Vision gehört kommuniziert. Und damit meine ich nicht, ein paar Poster aufzuhängen und sie einmal in einer internen Email allen Mitarbeitern kund zu tun. 

Es klingt so absurd: Warum würde sich ein Führungsteam die Mühe machen, eine Vision zu entwickeln und dann nicht alles daransetzen, sie erfolgreich weiterzugeben? Und trotzdem passiert es laufend. Denn entweder ist für die Gründer die Vision so selbstverständlich, dass sie nicht bemerken, dass der Rest der Organisation gar nicht an Board ist; oder die Vision wurde als Pflichtübung erstellt, und sobald dieser Schritt abgehakt ist, lehnt sich die Führungsetage erleichtert zurück. 

Es benötigt Aufwand und Ausdauer, eine Vision wirklich zum Leben zu erwecken und das Feuer am Brennen zu halten.  

Es stimmt: Vision leaks. Eine Vision ist wie ein Eimer, der ein Loch unten hat. Wenn ich ihn nicht kontinuierlich wieder befülle, wird die Vision in der Organisation bald vergessen sein und keine Kraft mehr besitzen. 

Hier also eine Liste, was du tun kannst, um eine Vision durch Kommunikation erfolgreich zu machen:

1. Dein Verhalten

Bevor wir irgendwelche anderen Punkte angehen, müssen wir hier beginnen. Denn die wichtigste Kommunikationsmaßnahme überhaupt bist du selbst, beziehungsweise das Leadership Team. 

Durch das, wie du arbeitest, wie du die Vision in deinem Leben umsetzt, kommunizierst du weit mehr als durch jede andere Maßnahme. Und wenn dein Verhalten nicht mit allen folgenden Maßnahmen übereinstimmt, machst du dir die ganze Mühe umsonst. Wie es so schön heißt: Walk the talk!

Nur so kannst du auch deinen Mitarbeitern und Kollegen klar machen, dass es entscheidend ist, dass sie die Vision leben. Es kommt auf jeden einzelnen an. Die Vision ist nicht „nice to have“ sondern hat ihren Sinn. Aber das wird nur funktionieren, wenn du es selbst vorlebst.

2. Daily Speak & Vision Talks

Rede darüber. Rede darüber. Rede darüber. Baue die Vision und was sie bedeutet überall ein, wo du nur kannst. Es ist entscheidend, immer wieder auf die Vision zu sprechen zu kommen, um klar zu machen, wie sehr sie mit jedem Bereich der Organisation zu tun hat. 

Sprich also darüber, auch wenn du dir am Anfang dabei vielleicht komisch vorkommst. In Reden die du hältst, in eins zu eins Gesprächen, und ganz besonders in Mitarbeitergesprächen. Auch dein Management Team sollte das als einen zentralen Teil ihrer Gesprächskultur verstehen. 

In vielen Unternehmen gibt es die gute Praxis von jährlichen „Vision Talks“, in denen alle Mitarbeiter zusammen kommen und der CEO erklärt, wohin die Reise im kommenden Jahr geht. Eine Vision sollte so langfristig gebaut sein, dass sie eine Reihe solcher Talks überdauert, und trotzdem aktuell ist. Die Aufgabe der Führung ist es, die Implikationen der Vision für den aktuellen strategischen Schwerpunkt klar zu machen. 

Dazu gleich ein wichtiges Prinzip, das auch fast alle weiteren Punkte betrifft: Sprich die Emotionen an! Erzähle Geschichten. Wenn du mit der Vision wirklich durchdringen willst, müssen deine Mitarbeiter emotional berührt werden. Und am besten eignen sich dazu Stories

3. Etwas zum Angreifen

Sei so kreativ wie du kannst dabei, dir Give Aways zu überlegen, die die Vision transportieren. Das können zum Beispiel Smartphone Cover, Leuchtbänder oder Schlüsselanhänger sein…nein, Schlüsselanhänger lassen wir bitte weg.  

Das Entscheidende ist, die Tools müssen sinnvoll sein und die Leute müssen sie tatsächlich nützen. Überlege dir also gut, was zu deinem Unternehmen oder deiner Organisation passt. Wir haben zum Beispiel in unserer Kirche Becher gemacht, die die Vision aufgedruckt haben. So hat jedes Mitglied gleich in der Früh die Vision vor Augen. 

Schokolade eignet sich natürlich immer super – nur hat sie den Nachteil, dass sie kaum dauerhaft sein wird 😉 Aber solange der Vorrat groß ist…

4. Poster & Banner

Der zweite Klassiker. Auch wenn Visions-Poster mittlerweile fast schon belächelt werden, so heißt das nicht, dass man sie nicht als Teil eines Kommunikationsmixes nützen sollte. Die Mitarbeiter müssen die Vision täglich vor Augen haben und da ist etwas gut Sichtbares an der Wand eben durchaus sinnvoll. Wichtig ist nur, wie es gestaltet und wo es platziert wird. Ein liebloses Poster am Gang zur Toilette wird eher kontraproduktiv sein….

5. Bewegtes Bild macht Freude 

Wir leben im visuellen Zeitalter. Video ist von der Kirsche auf der Torte zum omnipräsenten Marketingtool geworden. Die Menschen – ja, auch deine Mitarbeiter – haben kaum mehr Zeit und Lust viel zu lesen, sie erwarten sich wichtige Informationen kurzweilig und einfach präsentiert zu bekommen. Und natürlich eignet sich kein Medium besser dazu, als Video. Der große Vorteil: Das Leadership Team kann die Vision und ihre Hintergründe erklären, es können Emotionen transportiert werden und eine große Zahl an Menschen über lange Zeit hin unabhängig voneinander erreicht werden. 

Bitte nur nicht den Fehler begehen, Video so zu verstehen, dass sich ein CEO an seinen Tisch setzt und einen Monolog runterfaselt. Sei kreativ! Und hole dir gute Beratung und eine gute Videoagentur dazu. Davon gibt es heute viele; gerne empfehle ich dir welche.

6. Deine internen Kommunikationsmaßnahmen

Du hast bereits interne Kommunikation auf ein professionelles Level gehoben? Wunderbar, dann denkst du auch sicher daran, die bestehenden Tools wie Intranet, Mitarbeiterzeitschrift und wie sie alle heißen zu nützen, um deine Vision zu kommunizieren.

Vergiss aber nicht: Vision leaks! Begnüge dich nicht damit, diese Tools einmal, nachdem die Vision entwickelt wurde, zu nützen. Nütze vielmehr jede Gelegenheit und mache sie zu einem regelmäßigen Bestandteil deiner internen Kommunikation. 

7. Deine externen Kommunikationsmaßnahmen

Eigentlich ebenfalls ein No-Brainer, doch es ist erstaunlich wie gerne darauf vergessen wird, die Chance zu nutzen, seine Vision in bestehende Kommunikationsmaßnahmen und Marketingmaterialien einzubauen.

Je nach Visionsmodell kann es sein, dass deine Vision nicht dafür geeignet ist, sie eins zu eins auf die Website zu stellen. Doch auch wenn das der Fall ist, gibt es meist genug Möglichkeiten, sie indirekt einzubeziehen. Schlussendlich sollte ja alles in deiner Organisation von der Vision bestimmt sein, das betrifft auch Claims, Texte oder Bildsprache. 

Sei kreativ, und lass keine Möglichkeit aus, von Weihnachtskarten bis zu Visitenkarten… 

8. Vision Awards 

Eine Maßnahme, die in den Schnittmengenbereich Kommunikation und HR fällt, ist, Verhalten, das die Vision widerspiegelt, hervorzuheben. Also ganz einfach Mitarbeiter, die in ihrem Bereich im Sinne der Vision gehandelt haben, für alle ersichtlich zu belohnen.

Das kann ein klassischer monatlicher „Preis“ sein, wobei ich eher einen anlassbezogenen Ansatz empfehlen würde; denn im Idealfall gibt es zwar jeden Monat mehrere „Kandidaten“, doch besteht die Gefahr, dass in manchen Monaten krampfhaft nach wirklich guten Beispielen gesucht wird und so die Maßnahme verwässert wird, wenn dann einmal kein wirklich starker Fall vorhanden ist. 

Eine Möglichkeit ist auch eine längerfristige Variante, etwa, dass einmal im Jahr einige Mitarbeiter geehrt werden, die die Vision in ihrem Bereich im vergangenen Geschäftsjahr besonders deutlich umgesetzt haben.  

Wichtig bei einem derartigen Award ist jedenfalls, dass er wirklich authentisch ist; es also nachvollziehbar für alle anderen Mitarbeiter ist, was das Verhalten mit der Vision zu tun hatte, egal ob es sich um eine Kleinigkeit oder eine „große Tat“ gehandelt hat. 

9. Ambassadors  

„Opinion Leader“ sind nicht nur im Marketing ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Überzeugungsarbeit. In jeder Organisation gibt es Schlüsselpersonen, die als Multiplikatoren wirken.

Das müssen oft gar nicht Leute sein, die an hohen Positionen sitzen. Denn wer kennt sie nicht, gewisse Mitarbeiter etwa aus der Rezeption, die so gut vernetzt sind, dass sie scheinbar alles wissen, was im Unternehmen vorgeht und so manches unter der Oberfläche mitbeeinflussen. Wenn du hier die richtigen Personen frühzeitig mit an Board holst, hast du schon einen riesengroßen Schritt dahin gemacht, dass die Vision die Organisation durchdringen kann. 

10. Beziehe die Crew ein

Last but not least: Beziehe deine Mitarbeiter aktiv ein. Gerade Mitarbeitergespräche sind eine großartige Chance zu fragen: Wie geht es dir mit der Vision? Was tust du, um sie Wirklichkeit werden zu lassen? Wichtig ist dabei, dem Mitarbeiter klar zu machen, dass er hier ehrlich sagen kann, was er denkt. Kein Lobhudeln, das bringt, wie wir alle wissen, nichts. Wenn es ihm schwer fällt, eine Möglichkeit zu finden wie er die Vision leben kann, muss ihm Hilfe angeboten werden, diese zu finden. 

Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, ganze Abteilungen und deine Crew abteilungsübergreifend einzubeziehen. Das ist schon bei der Entwicklung der Vision entscheidend, die nicht nur Top Down passieren darf. Jeder einzelne in der Organisation muss sich darüber klar werden: Was bedeutet es für mich und meine Abteilung, diese Vision zu leben? Wie setze ich das um? Dazu können Workshops ein hilfreiches Tool sein, die Raum dafür schaffen, sich wirklich damit zu beschäftigen. Denn in den Mühlen des Alltags gehen die wichtigen Dinge bekanntlich unter den dringenden unter. 

Jedenfalls schließt sich hier der Kreis: Deine Vision wird nur so stark sein, wie sie jeder einzelne lebt. Das wird sie nur, wenn sie nicht als „nice to have“ gesehen wird. Und das geht nur, wenn das Leadership Team das auch vorlebt. 


Eine Strategie muss her

Bei all den Möglichkeiten darf eines nicht vergessen werden: Was macht strategisch Sinn? Wo setze ich meinen Fokus? Welche Maßnahmen passen zu meinem Unternehmen, meiner Organisation? Ist meine Vision bewusst für außen gedacht oder ist der Fokus intern? Es gibt dazu verschiedene Schulen und Modelle, die ich hier beleuchtet habe. Je nachdem, wie deine Vision ausgerichtet ist, machen natürlich unterschiedliche Maßnahmen Sinn. Es braucht also eine klare Strategie, sodass die richtigen Kommunikations-Maßnahmen zur richtigen Zeit die Vision wirklich erfolgreich machen.


Noch mehr…

Es gäbe noch unzählige weitere großartige Möglichkeiten, eine Vision zu kommunizieren. Das kann ein eigener Song sein (wobei man hier sehr darauf achten muss, dass es nicht cheesy wird…); das können Competitions sein, in denen Mitarbeiter die Vision möglichst kreativ präsentieren; oder ein Mitarbeiter-Event in dem die Vision greifbar wird. 

Wenn du weitere Ideen und Vorschläge hast, schreib mir doch gerne hier einen Kommentar oder auf Twitter @jowigand!

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