9 Videochat Tools für das Leben und die Arbeit während Corona

…und darüber hinaus.

Copyright: Zoom

Corona stellt unser Leben auf den Kopf, doch wie dankbar dürfen wir sein, dass wir in einem Zeitalter leben, in dem wir trotz Quarantäne, Ausgangsbeschränkungen & Co weiterhin miteinander intensiv kommunizieren können – nämlich vor allem digital.

Schlagartig wird klar, wie viel eigentlich schon möglich wäre, viele von den digitalen Möglichkeiten für Kommunikation und Kollaboration haben wir bisher nur einfach kaum genutzt. Viele Menschen fragen sich jetzt, was sind die besten digitalen Servics, die es da draußen so gibt? Und vor allem: Welches macht für mich am meisten Sinn? Sei es privat, als Unternehmen oder als Organisation.

Tools gibt es mittlerweile wie Sand am Meer, viele davon sind weitgehend bekannt. Doch hat jedes eigene Vor- und Nachteilen und ist teilweise für unterschiedliche Anwendungsfälle gedacht.

Ich versuche daher hier eine hilfreiche Liste zusammenzustellen, die einen möglichst raschen Überblick verschafft und zeigt für wen welches Tool das richtige ist. 

Alles sind Videochat Tools mit Gruppenfähigkeit, heißt also: Man kann via Audio und Video telefonieren, sowie Text Chats schreiben. Zuerst vergleichen wir die bekannten Apps, die vor allem für den Privatgebrauch sinnvoll sind. Im zweiten Teil sehen wir uns die etwas professionelleren Tools an, die vor allem, aber nicht nur, für Unternehmen und Organisationen hilfreich sein können.

WhatsApp

Wir starten mit einer App, die ich wohl kaum beschreiben muss. Videoanrufe lassen sich spielend leicht direkt in der App starten, es können allerdings nur bis zu 4 Personen dabei sein. Die große Stärke von WhatsApp sind natürlich die berühmten Chat-Gruppen. Gruppen-Videocalls muss man jeweils extra erstellen.

Fact Box:

  • Wozu: Kleine Videocalls & große Gruppenchats 
  • Interessant für: Privatpersonen
  • Text-Chat: Parallel zu Videocall möglich
  • Das brauchst du: iPhone, Android Smartphone (Apps), Mac oder Windows PC (Webapp und App – nur Textchat)
  • Zugang: Handynummer 
  • Max. Teilnehmerzahl: 4 (für Videocalls) 
  • Kosten: Gratis 
  • Website: WhatsApp
  • Praxistipps: Hier findest du weitere hilfreiche Infos

Fazit: Hat fast jeder, einfach zu starten, aber begrenzte Teilnehmeranzahl und Features. In erster Linie für den privaten Alltagsgebrauch.

FaceTime

Für alle iPhone Nutzer eine Selbstverständlichkeit. Call starten kann man aus der bereits vorinstallierten FaceTime App, oder direkt aus den Kontakten heraus. Geht bis zu 32 Personen! 

Fact Box:

  • Wozu: Kleine und mittelgroße Video-Gruppencalls
  • Interessant für: Privatpersonen
  • Text-Chat: Videocall wird während dem Schreiben von Textnachrichten (iMessage) pausiert
  • Das brauchst du: iPhone, Android Smartphone oder Mac (Apps)
  • Zugang: Handynummer bzw. Apple ID
  • Max. Teilnehmerzahl: 32 
  • Kosten: Gratis 
  • Website: Apple
  • Praxistipps: Hier findest du weitere hilfreiche Infos

Fazit: Wenn alle Teilnehmer iPhone Nutzer sind und nicht viele Features gebraucht werden, dann die einfachste und beste Lösung für Videotelefonie.

Skype

Das Videotelefonie-Urgestein, das mittlerweile zu Microsoft gehört. Im Gegensatz zu WhatsApp oder FaceTime, liegt der gefühlt typische Einsatz am PC und weniger am Smartphone, obwohl beides gleichermaßen möglich ist. Eines der wenigen Gratis-Tools, das auch Screensharing Funktion anbietet.

Fact Box:

  • Wozu: Videocalls & Chat für 1:1 und Gruppen
  • Interessant für: Privatpersonen, kleine Unternehmen & Organisationen
  • Text-Chat: Direkt im Video-Call möglich
  • Das brauchst du: iPhone, Android Smartphone, Mac oder Windows PC (Apps)
  • Zugang: Skype Account (Skype Name); ist zugleich dein Microsoft Account
  • Max. Teilnehmerzahl: 25 
  • Kosten: Gratis (Skype for Business kostenpflichtig mit mehr Features verfügbar) 
  • Website: Skype
  • Praxistipps: Hier findest weitere hilfreiche Infos

Fazit: Skype ist weit verbreitet und gern genutzt. Das hängt aber wohl eher mit der Historie zusammen; die Features und Qualität der Videoanrufe sind nicht immer das Gelbe von Ei. Für kleine, kostenlose Videokonferenzen aber gut geeignet. 

Google Hangouts

Google bietet mit Hangouts das wohl stärkste Gratis-Tool. Grundsätzlich ähnlich wie Skype, am Desktop allerdings keine App notwendig, sondern funktioniert im Web-Browser. Ein entscheidendes Feature ist die Möglichkeit, auch via Link den man versendet, Teilnehmer einzuladen.  

Fact Box:

  • Wozu: Kleine und größere Videocalls & Chat für 1:1 und Gruppen
  • Interessant für: Privatpersonen, kleine Unternehmen & Organisationen
  • Text-Chat: Parallel zum Video-Call möglich
  • Das brauchst du: iPhone, Android Smartphone (Apps), Mac oder Windows PC (Browser)
  • Zugang: Google Account
  • Max. Teilnehmerzahl: 10 (Videocall), 150 (Chat) 
  • Kosten: Gratis (außerdem „Hangouts Meet“ für Business kostenpflichtig verfügbar im Rahmen der G Suite)
  • Website: Google Hangouts
  • Praxistipps: Hier findest du weitere hilfreiche Infos

Fazit: Google Hangouts bietet stabile Anrufe und natürlich gute Integration in die anderen Google Services. Durch die Invite-Link Funktion im Prinzip auch für semi-öffentliche, virtuelle Veranstaltungen einsetzbar, um etwa einem Talk von zwei, drei Personen zuzuhören und Fragen im Text-Chat stellen zu können. Vorteil ist dabei auch, dass auf Mac & PC keine App zum installieren nötig ist, sondern das ganze im Web-Browser funktioniert. 

Im Gegensatz zu professionellen Bezahltools gibt es allerdings keine Moderatorenfunktion, in der man etwa andere muten kann oder steuern kann, wer am Screen zu sehen ist.

Slack

Slack ist eigentlich in erster Linie ein Chat Tool, in dem man verschiedene Channels erstellen kann, sodass zu bestimmten Themen definierte Teams zusammenarbeiten können. Mit der Videocall-Funktion, die Slack vor einiger Zeit einführte, ist das beliebte Tool mittlerweile auch für Videochats eine mögliche Option, für Gruppen-Calls allerdings bisher nur in der kostenpflichtigen Version. Screensharing ist übrigens auch möglich.

Fact Box:

  • Wozu: Gruppenchat, zusätzlich Videocalls möglich
  • Interessant für: Unternehmen & Organisationen
  • Text-Chat: Video-Call direkt aus dem Text-Chat möglich 
  • Das brauchst du: iPhone, Android Smartphone, Mac oder Windows (Apps)
  • Zugang: Slack Account
  • Max. Teilnehmerzahl: 1:1 (kostenlos), 15 (kostenpflichtige Version)
  • Kosten: Gratis (Einsteigerversion); Gebühr pro Nutzer (Pro Version)
  • Website: Slack
  • Praxistipps: Hier findest du weitere hilfreiche Infos

Fazit: Slack hat als Hauptziel, Emails zu ersetzen. Doch wenn man es als Team schon nutzt, dann macht es durchaus Sinn, auch die Videoanrufe direkt in Slack zu machen – wobei das für Gruppen nur in der Bezahlversion möglich ist, und Achtung, die ist nicht billig, weil pro Nutzer abgerechnet wird. 

Teams

Teams ist im Prinzip Skype und Slack in einem und ist als Teil von Microsoft Office 365 vor allem für Unternehmen gedacht. Microsoft hat hier vieles aus Skype eingebracht, zugleich kann man wie in Slack Kanäle erstellen um sich zu bestimmten Themen auszutauschen.

Hinweis: Auf Grund der Corona Krise hat Microsoft entschieden, das Tool bis Ende 2020 kostenlos zur Verfügung zu stellen! Damit wird es auch für Privatpersonen, die kein Office 365 haben interessant. 

Fact Box:

  • Wozu: Videokonferenzen, Gruppenchat, Live-Events (Webinare etc.) 
  • Interessant für: Unternehmen & Organisationen, aktuell auch Privatpersonen
  • Text-Chat: Parallel zum Videocall möglich
  • Das brauchst du: iPhone, Android Smartphone (Apps), Mac oder Windows (Apps oder Browser)
  • Zugang: Microsoft Account (für zusehende Teilnehmer an Live-Events kein Account nötig)
  • Max. Teilnehmerzahl: 250 pro Meeting; 10.000 pro Live-Event
  • Kosten: Gebühr pro Nutzer; bis Ende 2020 Gratisversion verfügbar
  • Website: Microsoft Teams
  • Praxistipps: Hier findest weitere hilfreiche Infos

Fazit: Teams ist für alle Unternehmen und Organisationen, die bereits mit Microsoft Office 365 arbeiten, die eigentlich bessere und günstigere Variante als Slack – nur nicht ganz so hipp 🙂 Mit der Business-Version kann man auch Live-Events broadcasten, in denen bis zu 10.000 Zuseher interaktiv teilnehmen können. 

GoToMeeting

GoToMeeting ist ein klassisches Videokonferenz-Tool in erster Linie für Unternehmen. Spannend sind vor allem die Möglichkeiten für Webinare, die zusammen mit GoToWebinar verfügbar sind: Neben klassischer Kommentarfunktion kann durch Videos, Umfragen, etc. ein interaktives Erlebnis geschaffen werden. Der Organisator kann Teilnehmer managen und zum Beispiel muten, bestimmen welches die „Hauptkamera“ ist usw. So kann man im Prinzip ein Interview oder eine ganze „Talkshow“ mit remote zugeschalteten Gästen und Zusehern produzieren. 

Fact Box:

  • Wozu: Videokonferenzen, Gruppenchat, Live-Events (Webinare etc.) 
  • Interessant für: Unternehmen & Organisationen
  • Text-Chat: Parallel zum Videocall möglich
  • Das brauchst du: iPhone, Android Smartphone (Apps), Mac oder Windows (Apps oder Browser); Audio only auch über Telefoneinwahl möglich.
  • Zugang: GoToMeeting Account nur für Organisator nötig; andere Teilnehmer können einfach mit Link teilnehmen
  • Max. Teilnehmerzahl: Bis zu 250 bei den Standard-Plänen; 1.000 bei Webinaren
  • Kosten: Gebühr für den Organisator
  • Website: GoToMeeting
  • Praxistipps: Hier findest du weitere hilfreiche Infos

Fazit: Wer ein professionelles Videokonferenz-Tool braucht, ist bei GoToMeeting sicher richtig. Der Einstiegspreis mit knapp 11 Euro pro Monat ist auch durchaus ok, gerade weil dieser nicht für jeden Teilnehmer anfällt wie bei Slack oder Teams, sondern nur für den Organisator. Im Gegensatz zu diesen hat GoToMeeting den Fokus auf klassischen Videokonferenzen, so erstellt man für jeden Call ein neues Meeting, wobei es auch die Möglichkeit gibt, dauerhafte „Meetingräume“ zu erstellen. Besonders auch für Live-Events wie Webinare ein starkes Tool.

Zoom

Neben GoToMeeting ist Zoom aktuell eines der beliebtesten professionellen Videokonferenz Tools. Die beiden sind grundsätzlich sehr ähnlich, haben natürlich jeweils eigene Vor- und Nachteile, die man z.B. hier nachlesen kann. Größter Unterschied: Zoom bietet eine kostenlose Version, die allerdings auf 40 Minuten pro Meeting begrenzt ist.

Fact Box:

  • Wozu: Videokonferenzen, Gruppenchat, Live-Events (Webinare etc.) 
  • Interessant für: Unternehmen & Organisationen, eingeschränkt auch für Privatpersonen
  • Text-Chat: Parallel zum Videocall möglich
  • Das brauchst du: iPhone, Android Smartphone (Apps), Mac oder Windows (Apps oder Browser); Audio only auch über Telefoneinwahl möglich.
  • Zugang: Zoom Account nur für Organisator nötig; andere Teilnehmer können einfach mit Link teilnehmen
  • Max. Teilnehmerzahl:  Bis zu 500 bei den Standard-Plänen; 10.000 bei Webinaren
  • Kosten: Gebühr für den Organisator
  • Website: Zoom
  • Praxistipps: Hier findest du weitere hilfreiche Infos

Fazit: Ob Zoom oder ein anderes Tool wie GoToMeeting liegt sehr an den Details, was genau man benötigt. Die kostenlose 40 Minuten Version ist der wichtigste Unterschied, weil es das Tool damit auch für Privatpersonen oder kleine Organisationen interessant macht.

Jitsi

Jitsi ist eine Open Source Lösung, die sehr flexibel ist und obwohl völlig kostenlos, viele Features bietet, wie etwa Screen Sharing, Muten aller Teilnehmer, Abspielen von YouTube Videos, einer „Aufzeige“ Funktion in der sich Teilnehmer melden können, etc. Man erstellt einfach einen „Raum“, und kann via Link andere einladen. Es ist nicht einmal notwendig einen Account zu erstellen.

  • Wozu: Videokonferenzen
  • Interessant für: Privatpersonen und Organisationen
  • Text-Chat: Parallel zum Videocall möglich
  • Das brauchst du: Ein beliebiges Gerät mit modernem Web-Browser
  • Zugang: Ken Account notwendig
  • Max. Teilnehmerzahl: 15 (theoretisch kein Limit und abhängig vom Setup, aber das ist die empfohlene Zahl mit der es überall stabil laufen sollte)
  • Kosten: Gratis
  • Website: Jitsi
  • Praxistipps: Hier findest du weitere hilfreiche Infos

Fazit: Jitsi ist super simpel, funktioniert einfach via Web-Browser (also kein Download von Apps nötig), niemand braucht einen Account und es beinhaltet zahlreiche Features. Nachteile: Wenn man nicht seinen eigenen Server konfiguriert (wozu man dann doch etwas technisches Knowhow braucht) hat man keine Kontrolle als Moderator, theoretisch kann jeder mit dem Invite Link dazu kommen und das Meeting „kapern.“ Für spontane und informelle Chats sehr gut geeignet, für „offiziellere“ Meetings eher weniger.

Houseparty

Eine weitere App möchte ich hier noch erwähnen, weil sie ein völlig anderes Konzept verfolgt und – wohl gerade deshalb – aktuell durch die App Chart Decke geht: Houseparty. https://houseparty.com

Das Spezielle: Man videotelefoniert nicht nur gezielt mit Personen, die man kennt, sondern startet im Prinzip einen Raum für eine „Hausparty“, zu der man seine Freunde einlädt – und die wiederum ihre Freunde einladen können. Sogar Spiele kann man so gemeinsam spielen. Bis zu 8 Personen können dabei sein.

Soweit zu den Videochat Tools. Nun noch drei „Bonus-Themen“:

Digitales Broadcasting

Facebook, Twitch, YouTube, Mixer oder Vimeo – schon lange gibt es hier eine ganze Reihe von Diensten, die es jedem ermöglichen ganz einfach in die weite Welt zu streamen. Alle kommen mit Kommentarfunktionen, sind aber in der Regel dafür gedacht, dass man an einer einzigen Location das Video aufnimmt, im Gegensatz zu den Tools die wir oben angesehen haben. 

Ein Feature von Facebook möchte ich noch hervorheben, dessen Nutzung in Corona Zeiten bereits stark zunimmt: Facebook Watch Partys. Damit können Videos, oder auch Events die live auf Facebook gestreamed werden, sozusagen gemeinsam erlebt werden.  

LiveVoice Audioübertragung

Vielleicht sollte ich auch nicht vergessen, mein eigenes Startup zu erwähnen, auch wenn dort der Fokus nicht direkt auf Video liegt: LiveVoice ist eine App für Audioübertragung. In erster Linie für Dolmetschen und Silent Events gedacht, kann LiveVoice aber natürlich auch zum Übertragen von Audio-Events nach Hause genutzt werden. In Corona-Zeiten bieten wir das Service übrigens für bestimmte Zielgruppen kostenlos an.

Remote Podcast Tools

Für alle Podcaster ist es gerade in Zeiten von Corona besonders herausfordernd, denn auch Interviewgäste kann man ja nicht persönlich treffen. Gut, dass es auch dafür bereits super Lösungen gibt. Hier ist ein hilfreicher Artikel, der mehrere Tools vorstellt. Manche davon bieten während Corona übrigens auch kostenlosen Zugang. 

Gesamtfazit

Inzwischen gibt es für fast jedes Bedürfnis die richtig Lösung, es liegt aber an vielen Details, welche die beste für einen selbst ist. Das hängt vor allem an der Anzahl von Teilnehmern, aber auch daran, ob man eher regelmäßig mit den gleichen Personen kommunizieren möchte, oder mit unterschiedlichen Personenkreisen. Und natürlich daran, wie viel Geld man bereit ist auszugeben.

Für die meisten „privaten“ Bedürfnisse gibt es kostenlose Möglichkeiten und auch die professionellen Tools sind nicht unerschwinglich. Wir haben also trotz Corona großartige Möglichkeiten miteinander in Kontakt zu bleiben! 

Die aktuelle Situation zwingt uns kreativ zu werden und wird jedenfalls zu einem gewaltigen Digitalisierungs-Schub führen, von Homeoffice bis Remote Teams, der noch lange über die Krise hinaus Auswirkungen haben wird. Wie Microsoft Office 365 Chef Jared Spataro sagt: “We’re never going to go back to working the way that we did.” 

Wobei ich hoffe, dass wir vor allem privat dann auch wieder die „echten“ persönlichen Begegnungen ganz neu schätzen werden!


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