Was wir wegwerfen – und man in China dringend sucht

Gefälschter Apple Store in China.

Gefälschter Apple Store in China.

Nein, ich spreche nicht von Kleidung, Spielzeugen oder anderen gebrauchten Gegenständen. Ich spreche von unseren christlichen Werten in Europa.

Gerade wird erstmals in China gegen ein ehemaliges Mitglied des Politbüros vorgegangen. Zhou Yongkang, der ehemalige Chef des mächtigen internen Sicherheitsapparats, steht unter Korruptionsverdacht.

Der Kampf gegen Korruption ist inzwischen bekanntlich zur Chefsache der Führung in Peking geworden. Doch wird Xi Jinping diesen Kampf gewinnen können? Ich bezweifle es.

Denn die Wurzel des Problems liegt tief verankert in der Gesellschaft. Konkret: In den Werten der Menschen. An sich hat China ein großes religiöses und ethisches Erbe. Doch haben es Mao und Co in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts gründlich geschafft, dieses abzuschaffen.

Ein Mann ein Wort? 

Nach meiner eigenen Erfahrung in der chinesischen Geschäftswelt zählt ein Wort daher heute genau gar nichts. Auf Versprechen kann man sich nie verlassen und die allgemeine Annahme unter Chinesen ist, egal mit wem man spricht, dass man nur reich werden kann, wenn man lügt.

Bei Steuererklärungen wird ganz grundsätzlich geschummelt. Als ich etwa darauf bestand, dass wir bei der Steuererklärung unserer Firma die wirklichen Gehälter angeben, erntete ich nur ungläubiges Kopfschütteln und Entsetzen auf Seiten aller chinesischen Beteiligten – inklusive unserem „Steuerberater“.

Wertesuche im Westen

Die chinesische Regierung sucht also nach Rezepten. Dazu hat sie vor einiger Zeit sogar einen Wirtschaftsexperten in die USA gesendet, um zu erforschen warum Amerika wirtschaftlich so erfolgreich ist.

Die Erkenntnis des Berichts: Es sind die christlichen Werte. Was auf den ersten Blick erstaunen mag, ist eigentlich ganz logisch. Denn diese Werte sind es, die ein Klima des Vertrauens und der Stabilität schaffen. Erfolgreiche Wirtschaft kann nur auf Vertrauen aufgebaut sein und dazu braucht es Werte. Natürlich wissen wir alle, dass gerade auch die amerikanische Wirtschaft nicht frei von unlauterem Verhalten ist, doch sind dies eben  genau die Dinge, die gegen den amerikanischen, christlichen Wertekanon „verstoßen“.

Ich bezweifle, dass Toffifee von dem Gebrauch ihrer Produktbilder in China etwas weiß...

Ich bezweifle, dass Toffifee von dem Gebrauch ihrer Produktbilder in China etwas weiß…

Möchte ich damit also China schlecht reden? Auf keinen Fall! Im Gegenteil. Mir ist vielmehr neu bewusst geworden, wie viel wir unseren christlichen Werten im Westen verdanken. Umso trauriger macht es einen, wenn man sieht, wie wir diese Werte immer stärker aus dem Fenster werfen. Der ehemalige deutsche Bundespräsident Johannes Rau hat es so ausgedrückt: „Wir müssen eine Politik wiedergewinnen, die sich an Werten orientiert.“ Das gilt aus meiner Sicht nicht nur für Politik, sondern auch für Wirtschaft (Stichwort Bankenkrise) und viele andere Bereiche der Gesellschaft.

Nach meiner Erfahrung haben viele Chinesen heute eine große Sehnsucht nach Werten – wissen aber oft gar nicht wie und wo sie diese stillen können. Während die Chinesen also nach Werten suchen, werfen wir sie leichtfertig weg. Wer weiß, vielleicht müssen wir in einigen Jahren Experten nach China senden um unsere alten Werte wieder zu entdecken.

Update: Danke, Corinna, für den Hinweis auf diesen spannenden Artikel auf welt.de!

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